Es war vor den 7. Olympischen Spielen der Neuzeit,
da hielt es Baron de Coubertin für passend und gescheit,
Sportler zu Fairness zu verpflichten per Olympischen Eid.
„Wir schwören, dass wir an den Olympischen Spielen
als ehrenwerte Kämpfer teilnehmen,
die Regeln des Sports achten und uns bemühen werden,
ritterliche Gesinnung zu zeigen,
zur Ehre unseres Vaterlandes und zum Ruhme des Sports.“
Keiner weiß, wie viele ehrenwerte Sportler seitdem
einen Olympischen Meineid geschworen.
In Peking sprach man die Eidesformel trotzdem,
wenn auch verändert, recht unverfroren:
„... die gültigen Regeln respektieren und befolgen
und uns dabei einem Sport ohne Doping und Drogen verpflichten
... zum Ruhme des Sports und unserer Mannschaft.“
Einige Sportler müssen da etwas missverstanden haben,
denn durchgeführte Dopingteste ergaben,
sie hatten das gegebene Versprechen untergraben.
Vielleicht sollten wir Verständnis für sie haben,
denn wer ist schon der chinesischen Sprache mächtig?
So schaut Coubertin von Wolke sieben ohnmächtig zu,
wie sich die Spiele gestalten zwieträchtig,
sein Nachfolger Rogge gegen Strukturen kämpft, die übermächtig.
Dabei war die Idee Coubertins so edel und einfach:
Der Jugend der Welt ein Podium zu geben,
sich im sportlichen Wettkampf zu messen,
dabei den Gedanken des Friedens weiterzugeben.
Doch diese Ideale sind längst schon vergessen.
Was den Olympischen Geist angeht,
auf den heut' noch mancher Sportfunktionär besteht:
Ohne diesen „heiligen Schein“
würden die Spiele bedeutend ehrlicher sein!
Indes, ich muß für die heutigen Sportler eine Lanze brechen.
Die Athleten der Antike nahmen's auch nicht so genau mit dem Versprechen.
Damals schon wurde getrickst und gemogelt, um den Sieg zu erringen.
Zwar gab's keine Medaillen, aber Reichtum und Ansehen würde er bringen.
Auch damals kannte man schon Mittel zur Leistungssteigerung.
Natürlich kein Epo und keine Anabolika. In Ermangelung
dieser Substanzen, behalf man sich mit Stierblut, Alraunwurzeln
- sogar der Fliegenpilz musste herhalten, damit die Rekorde purzeln.
Nur wenn es um Krieg und Frieden ging, da war man konsequent.
Wer während der Spiele Kriege führte, wurde ausgeschlossen justament.
In der Neuzeit fielen nicht die Kriege aus, sondern die Spiele.
So im 1. und 2. Weltkrieg, man hatte wohl Gründe und andere Ziele.
Und diesmal?
Während in Peking das Olympische Feuer wurde entzündet,
begann der Krieg zwischen Russland und Georgien, die einst verbündet.
Und wie reagiert Olympia darauf?
The show must go on – die Spiele nehmen ihren Lauf!
Die Spiele wären tot, würde man darauf reagieren,
würde das IOC ein Exempel statuieren.
Und bei wem fangen wir an?
Welche Nation wäre als erste dran?
Russland wegen Tschetschenien,
die USA wegen Irak,
Sudan wegen Dafur?
Oder fangen wir mit Israel wegen Palästina
und Palästina wegen Israel an?
Das Teilnehmerfeld in den Stadien würde sich schnell lichten,
begänne man jetzt zu richten.
Da opfert man doch lieber den Idealismus und wartet.
Traurige Realität ist, der Sinn der Spiele ist entartet!
Auch das ewig lächende China, das gar nicht so betörend ist,
versucht von der Wirklichkeit abzulenken mit List.
Aber die Spiele wurden schon immer missbraucht,
von zweifelhaften Herrschern zum Ausbau ihrer Macht gebraucht.
© by Nora Runge
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